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  05.07. - 07.07.2018 - [CZ][SK] Tschechien ohne Knödel? - Teil 3  



07.07.2018

Unser Schlaf- und ein Liegewagen blieben in Břeclav 5 Stunden stehen und so stand einer ruhigen Nacht nichts im Wege. Am frühen Morgen ging es für beide Wagen am Zugschluss des IC 572 „Metropolitan“ weiter zum Zielbahnhof Praha hl.n.. Die Abfahrt in Břeclav 05:07 Uhr habe ich noch verschlafen, weckte dann gegen 6 Uhr auf und beschloss, statt weiter zu schlafen lieber von meinem Bett aus dem Fenster zu schauen. Bei Ústí nad Orlicí weckte dann auch mein Vater auf und wir machten uns fertig für den Tag. Der Zug war mit 8 Minuten Verspätung unterwegs. Der Schlafwagenbetreuer brachte die Frühstücksboxen vorbei, wir hatten an diesem Morgen aber andere Pläne.

Wir hatten vor, im Speisewagen zu frühstücken. So machten wir uns auf den Weg und ließen unsere Rucksäcke im Abteil zurück. Leider kamen wir nicht weit, denn im Liegewagen standen wir vor einer verschlossenen Übergangstür zum nächsten Wagen. Kein Problem dachten wir, wir halten gleich in Pardubice. Wir gingen zurück um unsere Rucksäcke zu holen und wollten über den Bahnsteig den Wagen wechseln. Zurück im Schlafwagen fragte uns der Schlafwagenbetreuer, was den los sei. Ich erzählte von der verschlossenen Übergangstür. Er wollte uns helfen, nahm seinen Vierkant und begleitete uns in den Liegewagen. Dann öffnete er die Übergangstür und ließ uns durch. Wir verabschiedeten uns und liefen weiter. Ich wunderte mich schon, dass wir in einem Bautzener UIC-Y Wagen waren, welcher planmäßig eigentlich nicht im IC 572 eingereiht war. Auch der nächste Wagen war einer. Zudem waren beiden Wagen menschenleer. Wir standen vor der nächsten Übergangstür und diese war auch verschlossen. Beide Wagen wurden mit dem Zug nach Praha überführt. Wir gingen zurück aber die Übergangstür zum Liegewagen war wieder verschlossen. Ebenso alle Einstiegstüren. Der Vierkant, der uns in dieser Situation hätten helfen können, lag natürlich zu Hause.
Zum ersten Mal war ich einem Bautzener UIC-Y Wagen und wollte hier nicht sein.

Zum Glück hatte der Wagen Übersetzfenster und so öffneten wir es bei der Ankunft in Pardubice und riefen, auf Grund fehlender Tschechisch Kenntnisse,
in Englisch um Hilfe. Leider interessierte dies auf dem Bahnsteig niemanden. Eine Zugbegleiterin direkt gegenüber drehte sich weg. Es half nur noch wildes
Winken und irgendwann bekam es unser Zugbegleiter auch mit und setzte sich in unsere Richtung in Bewegung. Er befreite uns, konnte oder wollte meine Erklärungsversuche aber nicht verstehen und schimpfte uns Tschechisch noch hinterher. Wir hatten dem Zug weitere Minuten Verspätung eingebracht, was
uns aber egal war. Auf diesen Schreck brauchten wir erstmal einen Kaffee und diesen bekamen wir samt eines leckeren Frühstück bei der JLV im
Speisewagen des Typs WRmee816 (CZ-ČD 61 54 88-81 019-8). Wir waren an diesem Morgen die einzigen Gäste im Speiswagen.


Zum Frühstück gab es Brötchen, Marmelade, Wurst, Käse und Rührei.

Hinter Kolín horchten wir dann bei einer Durchsage auf: Die Strecke nach Praha war gesperrt und der Zug sollte umgeleitet werden. In Praha-Libeň hatte
es einen Personenunfall gegeben und der gesamte Verkehr von/nach Osten wurde über den Prager Güterring umgeleitet. Damit war unsere weitere
Tagesplanung erst einmal obsolet. Eigentlich hatten wir vor, mit dem Sp 1684 „Cyklo Brdy“, gezogen von einer Bardotka, nach Březnice zu fahren um
von da über Písek, Plzeň und Cheb die Heimreise anzutreten. Wir erreichten Praha hl.n. 08:50 Uhr mit 43 Minuten Verspätung aus Richtung Süden
und überlegten, wie wir den Tag nun gestalten sollten.


Angekommen in Praha hl.n.. ČD 380 014 hatte den IC 572 von Břeclav gezogen.


Am Zugschluss hingen Schlaf- und Liegewagen, davor die beiden überführten B249.
Mit diesem WLABmz826 (CZ-ČD 61 54 72-91 011-1) waren wir bereits 2016 von Dresden nach Zürich unterwegs gewesen.


Wir drehten eine Runde durch den Bahnhof. In der Bahnhofshalle, vor der bekannten Anzeigetafel, war uns zu viel Trubel so dass wir uns am Hausbahnsteig auf einer Bank niederließen und überlegten, wir der Tag zu retten sei. Vertieft im Můj Vlak fuhr plötzlich vor unserer Nase KŽC T478.1006 mit dem R 1571 „Rakovnický rychlík“ nach Rakovník ein. Im Normalfall verlässt dieser, nur am Wochenende verkehrende Zug, Praha hl.n. 08:25 Uhr. Ich hatte diese Verbindung bei meiner Reiseplanung mit auf dem Schrim aber wieder verworfen, da der Anschluss in Praha hl.n. vom IC 572 durch seine regelmäßige Verspätung nicht sicher erschien. Während die Lok um den Zug setzte prüfte ich noch schnell, ob mein gedanklicher Plan noch aufgehen würde. Er tat es und so stiegen wir ein, auch um dem
kleinen Chaos in Praha zu entkommen.


Ein bekannter Anblick in Praha hl.n..


KŽC T478.1006 setzte um den Zug. Sie musste auch von Süden kommen und hatte dadurch ordentlich Verspätung.

Der Zug setzte sich, bestehend aus einem Ba und einem BDa der KŽC, 09:34 Uhr in Bewegung. Unsere Zuglok T478.1006 (749 006) war eine der fünf Vorserien-Bardotkas. Der „Rakovnický rychlík“ verkehrte seit 2017 am Wochenende und Feiertagen zwischen Ende März und Ende Oktober. Fahrkarten der ČD gelten
an Bord eigentlich nicht. Wir probierten es trotzdem und zeigten unser Jízdenka na léto vor. Es wurde akzeptiert. Durch die Verspätung war der Zug
spärlich besetzt und wir hatten im Ba (CZ-KŽC 50 54 20-41 272-6, Bautzen 1977), einem ehemaligen B256 der ČD, ein Abteil für uns. Die Sonne lachte,
der Tag war mit den Klängen der Bardotka am Übersetzfenster gerettet.


Überfahrt über die Moldau.


Warten auf Einfahrt in Praha-Smíchov.

Bis Praha-Smíchov kamen wir mehrfach an roten Signalen zum Stehen. Ab Praha-Smíchov fuhren wir dann auf Grund von Bauarbeiten im Bahnhof Beroun nicht über die Hauptbahn, sondern nahmen den Weg über Rudná u Prahy mit Fahrtrichtungswechsel in Beroun-Závodí.


In Beroun-Závodí setzte die Lok um den Zug. Rechts die Strecke von Praha, links nach Rakovník.


Blick in unser Abteil im Ba (CZ- KŽC 50 54 20-41 272-6).

Ab jetzt ging es durch das landschaftlich reizvolle Tal der Berounka.




In Roztoky u Křivoklátu warteten wir eine Zugkreuzung ab.


Ankunft in Rakovník.


Nebenbahnatmosphäre pur! KŽC T478.1006 war in Rakovník schon bereit für die Rückfahrt nach Praha am Nachmittag.

Wir erreichten 11:44 Uhr, nach 90 Kilomtern, Rakovník. Es war eine herrliche Fahrt und eine Entschädigung für die Aufregung am Morgen gewesen.
Von Rakovník war es nur noch ein Katzensprung bis zu unserem Etappenziel und so saßen wir 25 Minuten später im Os 19711 nach Kladno.
Nach 9 Kilometern und 11 Minuten Fahrzeit verließen wir 12:20 Uhr die RegioNova (ČD 814 100) wieder. Wir waren in Lužná u Rakovníka,
einem 1.900 Einwohner zählenden Ort angekommen. Was wollten wir hier in der böhmischen Pampa?

Auf den Gelände des Bahnbetriebswerkes der ehemaligen Buschtěhrader Eisenbahn befindet sich das Eisenbahnmuseum der České dráhy.
Lange schon hatten wir einen Besuch auf dem Plan und nun waren wir unverhofft hier.


Eingang zu Eisenbahnmuseum. Der Eintritt betrug 90 Kč (3,50 €).


749 250, T679.1600 (781 600) und T669.0001 (770 001).


M262.076 (830 076).


Zurück am Bahnsteig war 354.7152 der KHKD mit einem Zug nach Kolešovice abfahrtsbereit.

Zwei Stunden Zeit reichten völlig aus und so waren wir wieder rechtzeitig am Bahnhof, um unseren Heimweg anzutreten. Die erste Etappe war dabei der
Sp 1678 nach Jirkov, welchen wir bis Chomutov nutzen wollten. Die Leistung wurde von einer RegioNova (ČD 814 032) erbracht. Mit 7 Minuten
Verspätung setzte sich der Triebwagen 14:30 Uhr in Bewegung. Nach 66 Kilometern erreichten wir 15:48 Uhr Chomutov.


ČD 814 032 in Lužná u Rakovníka. Im Hintergrund das Eisenbahnmuseum.


Die Strecke führt entlang des Tagebau bei Chomutov.

Angekommen in Chomutov stand erst einmal der Gang zum Fahrkartenschalter an. Wir benötigten für die deutsche Seite noch einen Fahrschein und da bot
sich das Skupinová víkendová jízdenka+Německo region Karlovarský (Wochenend-Gruppenticket+Deutschland Region Karlsbad) für 329 Kč (13,50 €)
für zwei Personen natürlich perfekt an.

Am Hausbahnsteig war währenddessen ČD 810 320 samt eines BDtax eingefahren, welcher uns nach Cranzahl bringen sollte. Unsere letzte Fahrt auf dieser
Strecke war fünf Jahre her und so waren wir uns nicht mehr sicher, auf welcher Seite es den besseren Ausblick gab. Wir entschieden uns für in Fahrtrichtung links,
was sich leider als falsch herausstellen sollte. Ein Umsetzen auf einen anderen Sitzplatz war während der Fahrt leider nicht möglich, denn nach uns füllte eine
Gruppe Kinder den Triebwagen bis auf den letzten Platz. Wir warteten noch den Anschluss auf den verspäteten Rx 608 aus Praha ab. Mit 16 Minuten Verspätung setzte sich die Brotbüchse 16:26 Uhr in Bewegung.


ČD 810 320 als Os 5298 nach Cranzahl. Im Hintergrund stand ČD 362 131 und ein RegioPanther (ČD 440 005).


ČD 362 122 mit dem verspäteten Rx 608 „Bílina“ bei der Einfahrt in Chomutov.

Der Beiwagen war auch sehr gut besetzt, so dass man dem Triebwagen seine Anstrengung beim erklimmen des Erzgebirgskamms anmerkte. Die Heizung lief
bei 24 °C Außentemperatur auf vollen Touren, wahrscheinlich um die Wärme vom Motor abzuleiten. In České Hamry verließ dann auch die Gruppe Kinder den Triebwagen und es kehrte wieder etwas Ruhe ein.


Blick auf den Ort Bärenstein mit dem gleichnamigen Berg.


Pozor! Státní hranice - Achtung! Staatsgrenze
Wir überquerten das Pöhlbachtalviadukt und damit die Staatsgrenze Tschechien/Deutschland.


Mit 20 Minuten Verspätung erreichten wir 18:10 Uhr Cranzahl. Unsere Ankunft wurde schon von einigen Fotografen erwartet. Trotz der Verspätung blieb noch genügend Zeit, das Umsetzen des Triebwagens zu dokumentieren. Die Abendsonne leuchtete den Bahnhof Cranzahl perfekt aus. Ich bekam die Möglichkeit
meine beiden Eisenbahn-Hauptinteressengebiete Sächsische Schmalspurbahn und Tschechische Eisenbahn auf einem Bild zu vereinen.


ČD 810 320 setzte in Cranzahl um den Beiwagen.


ČD 810 320 und 99 1786 in Cranzahl. Im Hintergrund der Bärenstein.

Nachdem die Fotos im Kasten, bzw. auf Speicherkarte waren, begab ich mich wieder zum Bahnsteig. Hier stand DB 642 056 bereit. Als RB 29028 fuhren wir
18:30 Uhr mit ihm ab. In Wilischthal, exakt in der Hälfte der Strecke nach Chemnitz, war diese auf Grund von Brückenbauarbeiten unterbrochen. Auf beiden
Seiten der Brücke waren Behelfsbahnsteige angelegt und den Weg über die Zschopau durfte man zu Fuß zurücklegen. Auf der anderen Seite des Flusses
wartete bereits die Straßenbahn auf uns. Auf Grund von Fahrzeugmangel hatte die Erzgebirgsbahn einen Citylink der City-Bahn Chemnitz angemietet,
welcher uns die letzten 32 Kilometer bis Chemnitz brachte.


CB 690 431 am Behelfsbahnsteig in Wilischthal.

Nach 1.722 Kilometern und 18 benutzten Zügen waren wir 20:01 Uhr wieder zurück in Chemnitz an. Es war wieder eine schöne Rundfahrt, auch wenn dieses Mal
nicht alles ganz glatt lief. Knapp die Hälfte der Reise konnten wir dabei am offenen Übersetzfenster erleben.



   

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