bahnsachse.de
  15.09. - 17.09.2023 - [CZ] Im Altbau durch den Spätsommer - Teil 1  



Bei meinen schienengebundenen Ausflügen nach Tschechien mit meinem Vater in den letzten beiden Jahren, standen etwas mehr die Nebenbahnen in unserem Visier. Zu unserem diesjährigen traditionellen mehrtägigen Sommerausflug wollten wir zurück auf die Hauptstrecke, um, so lang dies noch möglich ist, noch einmal im klassischen Altbau-Wagen im Schnellzugdienst unterwegs sein. So groß ist die Auswahl an Einsatzstrecken nicht mehr. Zudem stand die Mitfahrt mit einer Baureihe an, mit der wie es in den letzten 10 Jahren, seitdem wir wieder mit dem Zug durch Tschechien reisen, nie geschafft hatten mitzufahren und deren Einsatzende bevorstand. Durch verschiedene Schienenersatzverkehre, die die Planung durchkreuzten, schob sich der Ausflug bis in den Spätsommer. So ganz kamen wir auch nicht um den Schienenersatzverkehr herum. Das Wetter spielte für Mitte September perfekt mit und verwöhnte uns mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen.

15.09.2023

Die Anreise erfolgte wie so oft klassisch von Chemnitz über Dresden nach Praha. Dieses Jahr starteten wir wieder einmal in Chemnitz-Kinderwaldstätte 07:13 Uhr
mit der City-Bahn nach Chemnitz Hbf. Auf dem Fußweg zum Haltepunkt gab die aufgehende Sonne alles für ein tolles Lichtspiel.


Das erste Bild dieser Rundreise ganz ohne Eisenbahn.

Von Chemnitz Hbf setzten wir unsere Fahrt 07:30 Uhr mit der RB 74047 der Mitteldeutschen Regiobahn nach Dresden Hbf fort, welchen wir pünktlich 08:52 Uhr erreichten. Auf dem Weg nach Dresden prüfte ich bereits den Folgezug und musste feststellen, dass beim EC 171 mehrere Wagen fehlen sollten. Als einer davon auch noch der Wagen 261 sein sollte war klar, dass der Vormittagssnack bei der JLV ins Wasser fällt. So wurde in Dresden noch etwas der Proviant aufgestockt.

Ich war froh, mich beim Fahrkartenkauf für Platzkarten entschieden zu haben, denn neben dem Speisewagen fehlte auch noch mit Wagen 258 ein 2. Klasse Abteilwagen. Zudem verkehrte als Wagen 257 ein deklassierter 1. Klasse Großraumwagen. Damit fehlten allein 74 Sitzplätze. Wir hatten unsere Plätze im Wagen 260, einem ČD Bmz245 (CZ-ČD 73 54 21-91 014-3) reserviert. Dieser lief, wenn auch an anderer Stelle als planmäßig vorgesehen, zu unserem Glück mit.


Einfahrt von ČD 193 902, dem einzigen Vectron im Besitz der ČD, mit dem verkürzten EC 171 „Berliner“ von Berlin Hbf nach Praha hl.n. in Dresden Hbf.

Der Bahnsteig in Dresden war zum Freitagmorgen sehr voll und so blieb für viele Reisende nur ein Stehplatz im Gang übrig. Mit drei Minuten Verspätung setzte
sich der Zug 09:13 Uhr wieder in Bewegung und erreichte nach 192 Kilometern auf die Minute pünktlich 11:35 Uhr seinen Zielbahnhof Praha hl.n..

Wir hatten nur einen kurzen Aufenthalt in Praha. Nächster Zug unserer Reise sollte der R 869 „Svitava“ über Pardubice und Česká Třebová nach Brno hl.n. werden. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 wurden drei Zugpaare auf dieser Linie, wahrscheinlich aus Fahrzeugmangel, wieder aus klassischen Bautzener-Abteilwagen statt aus InterPanter gebildet. Dies galt es natürlich zu nutzen. Der aus sieben Wagen gebildete Zug kam 11:55 Uhr aus Praha-Vršovice eingefahren.


Einfahrt von ČD 362 167 mit dem R 869 „Svitava“ aus Praha-Vršovice in Praha hl.n..

Wir hatten im letzten Wagen, einem ehemaligen erste Klasse Wagen der neuen Gattung B209 (CZ-ČD 51 54 21-41 083-7, Bautzen 1978) zwei Plätze reserviert.
Die Reservierung war beim Kauf der Fahrkarten Online über die ČD bei Inlandszügen kostenlos. Das Abteil hatten wir bis Pardubice für uns allein.


Unser Abteil im Wagen 365, einem B209 (CZ-ČD 51 54 21-41 083-7).

Die Abfahrt erfolgte pünktlich 12:03 Uhr in Praha hl.n. und ich hoffte auf nicht allzu große Verspätung, denn unser nächster Anschluss war etwas knapper.


Der R 869 machte sich auf den Weg. Für den Nostalgiker wahre Übersetzfenster-Herrlichkeit.

Die ersten Verspätungsminuten bekamen wir noch im Prager Stadtgebiet, als wir auf dem Mittelgleis auf Grund von Gegenverkehr zum Stehen kamen.
Dabei wurden wir von ČD 362 042 mit dem R 981 „Vysočina“ nach Brno hl.n. über Havlíčkův Brod überholt, um kurz darauf diesen selbst wieder
zu überholen, da dieser nun warten musste, um sich hinter uns einzureihen.


Überholung durch ČD 362 042 mit dem R 981 „Vysočina“. Die linken Gleise führen nach Praha-Malešice.


Der im Umbau befindliche Hauptbahnhof von Pardubice.


Ausfahrt in Česká Třebová. Diesen Anblick sollten wir ungeplant am nächsten Tag noch einmal erleben.

Bis Svitavy hatten wir immer um die fünf Minuten Verspätung. Hier warteten wir auf den verspätenden Os 15327 aus Pustá Kamenice. Auf ihrem Rückweg hatte
die eingesetzte RegioNova dann mit einem etwas höheren Reisendenaufkommen zu tun. Wir setzen uns mit nun 9 Minuten Verspätung wieder in Bewegung.


Ansturm auf den Os 15322 nach Pustá Kamenice.


Ausfahrt in Svitavy. Alle Reisenden hatten scheinbar in die RegioNova gepasst.


Einfahrt in Brno hl.n. am 1. Bahnsteig.

Brno hl.n. erreichten wir nach 255 Kilometern schlussendlich mit 11 Minuten Verspätung 15:13 Uhr. So blieben uns noch 8 Minuten für den Umstieg. Mit dem
R 911 „Bouzov“ in Richtung Šumperk wollten wir bis Olomouc hl.n. fahren. Der Zug war zum Freitagnachmittag sehr gut besetzt. Im Wagen 367 direkt hinter der Lok,
einem Bd264 (CZ-ČD 50 54 29-41 386-5, Bautzen 1979), warteten aber unsere freien Plätze am Übersetzfenster auf Grund der Sitzplatzreservierung auf uns.


ČD 362 168 oblag die Traktion des R 911 „Bouzov“ nach Šumperk.

Pünktlich 15:21 Uhr verließen wir Brno schon wieder. Parallel mit unserer Abfahrt fuhr der R 869 in die Abstellung und so konnten wir aus dem zweiten Bautzener Abteilwagen unserer Rundfahrt noch einen Blick auf den vorhergehenden Zug und Bautzener Abteilwagen werfen.


In diesem B209 (CZ-ČD 51 54 21-41 083-7) waren wir die vorhergehenden drei Stunden unterwegs gewesen. Mit Baujahr 1978 seit 45 Jahren im Dienst.


ČD 362 167 hatte die Abstellung erreicht, der Lokführer stieg ab. Von hinten kam ÖBB 1216 233 mit dem rj 79 „Vindobona“ nach Graz Hbf.


Abfahrt in Vyškov na Moravě.

Wir sammelten wieder die obligatorischen 5 Verspätungsminuten und erreichten Olomouc hl.n. nach 100 Kilometern 16:58 Uhr.

Im Gegensatz zu den letzten beiden Übergängen hatten wir in Olomouc jetzt eine etwas größere Pause. Bis zu unserem nächsten und letzten Zug des Tages
sollte etwas mehr als eine Stunde vergehen. Wir suchten uns etwas zum Kaffee und anschließend eine Bank vor dem Empfangsgebäude.


ČD 362 168 fuhr mit dem R 911 „Bouzov“ weiter nach Šumperk. Links der Gegenzug R 904 nach Brno hl.n..


Das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes.

Den Abschluss des Tages sollte die Mitfahrt mit einem Triebwagen der Baureihe 460, Spitzname „Pantograf“, bilden. Während die Wechselstromfahrzeuge der Baureihe 560 schon nicht mehr im planmäßigen Betrieb anzutreffen sind, verdienen sich die letzten verbliebenen 460er ein Gnadenbrot zwischen Olomouc, Přerov
und Vsetín. Bis zum Fahrplanwechsel 2023 sollen sie auch durch RegioPanter abgelöst werden. Höchste Zeit also noch einmal für eine Mitfahrt.

Der Triebwagen kam 17:53 Uhr als Os 3220 aus Vsetín eingefahren und sollte 18:04 Uhr als Os 3231 seine Reise dahin zurück antreten.


ČD 460 069 & 070 als Os 3231 nach Vsetín.

Wir suchten uns im führenden Triebwagen 460 069 ein Plätzchen und verließen pünktlich Olomouc. Nach der Abfahrt merkten wir, dass der Triebkopf antriebslos mitfuhr. „Wenn, dann richtig“ war das Motto und so wechselten wir beim Fahrtrichtungswechsel in Přerov in den aktiven 460 070.


Das schnuckelige Empfangsgebäude von Grygov.


Der „Pantograf“ im langen Septemberschatten.


Der Aufenthalt beim Fahrtrichtungswechsel in Přerov reichte für ein weiteres Foto.

Draußen war die Sonne mittlerweile dabei, sich unaufhörlich dem Horizont zu nähern. Das Zugpersonal schalte aber erst spät das Licht im Wagen an
und so konnten wir die Fahrt in den Abend noch besser genießen.



Wir erreichten 19:50 Uhr, sechs Minuten verspätet, 45 Minuten nach dem Sonnenuntergang und 96 Kilometer von Olomouc mit Vsetín den Endpunkt des Zuges
und unseres heutigen Tages. Der Bahnhof war eine Großbaustelle und die Ankunft erfolgte am provisorischen Bahnsteig.


Ein letzter Blick in den Innenraum des ČD 460 070.


Mit ČD 460 070/069 waren wir als Os 3231 aus Olomouc gekommen, ČD 460 027/028 sollte sich als Os 3228 gleich auf den Weg nach Přerov machen.

Am ersten Tag hatten wir 728 Kilometer zurückgelegt. Dabei nutzten wir ab Dresden durchgehend bis Vsetín ein First-Minute-Europe der ČD für einen Erwachsenen für 713 Kč (29,44 €) und einen Senior 65+ für 443 Kč (18,30 €). Dazu kam dann noch die Sitzplatzreservierung für den EC 171 für zusammen 148 Kč (6,12 €).

In Bahnhofsnähe hatte ich ein Hotel für die Nacht gebucht. Von außen und in der Lobby nagte der Zahn der Zeit an dem Gebäude mit Flair der 70er Jahre.
Die Zimmer waren aber absolut in Ordnung. Wir suchten uns etwas zum Essen, wobei die Auswahl in Vsetín begrenzt war und ließen den Abend ausklingen.



   
© 2024, Stefan Fritzsch